Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Gott und Gold. Die religiösen Ursprünge der neuen Bürokratie

18. Juni 2014

Vortrag im Begleitprogramm der Ausstellung „Bureaucratics“ von Jan Banning

In den fünfziger Jahren beginnt eine Entwicklung, an deren – vorläufigem – Ende die alte Bürokratie im Management aufgegangen ist. Bürokratie nennen wir jetzt nur noch, was „abgebaut“ werden muss. Im New Public Management hat das unternehmerische Subjekt die alte Amtsperson ersetzt.
Sobald Fragen des Büros (office, officium) und der „Dienstleistung“ (servitium) berührt sind, bewegt man sich auf religiösem Boden. Der Triumph des  (amerikanischen) Managements über die (europäische) Bürokratie ist auch ein Triumph der „american religion“ (Harold Bloom) über konkurrierende Formen der Alltagsreligiosität. Amerikanische Neokonservative, beispielhaft Walter Russell Mead in „God and Gold. Britain, America and the Making of the Modern World“, führen den welthistorischen Auftrag der „Anglosphere“ (das entspricht im Wesentlichen den Five Eyes) auf das „abrahamitische Narrativ“ zurück.  Über Stiftungen und Think Tanks hat dieses Regelungs- und Herrschaftswissen („Governance“) den Weg auch in deutsche Universitäten, Ministerien und Behörden gefunden.

Moderation: Prof. Dr. Aleida Assmann

Der Germanist Dr. Christoph Bartmann ist seit 2011 Direktor des Goethe-Instituts New York und der Region Nordamerika. 2012 ist sein viel beachtetes Buch „Leben im Büro. Die schöne neue Welt der Angestellten“ im Carl Hanser Verlag erschienen.

Seit über 20 Jahren selbst Angestellter im Öffentlichen Dienst, schreibt er aus eigener Erfahrung. Sein Buch enthält eine Art Anthropologie des modernen Büromenschen. Bartmann entwirft das Bild eines Büros von heute, in dem eine Trennung von Arbeits-und Freizeitsphäre nicht mehr möglich ist, weil der Angestellte die umfassende Vereinnahmung durch das Büro verinnerlicht hat. Das moderne Büro sei infolge dieser Verinnerlichung allgegenwärtig, so seine These.

Mi, 18. Juni 2013, 19 Uhr
Wolkensteinsaal, Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstr. 39, Konstanz

Kontakt

Claudia Marion Voigtmann claudia.voigtmann[at]uni-konstanz.de